Die Winkeleisenschubkarre, auch DDR Schubkarre genannt, ist der T34 unter den Schubkarren. Einfach, robust und sehr stabil gebaut, mit einer aus Stahlblech verschweißten Schubkarrenmulde. Ebenso verhält es sich mit dem Schubkarrengestell, welches aus Winkeleisen hergestellt wird. Aus einem Vierkantholz gedrechselte Schubkarrengriffe, die mit dem Chassis verschraubt werden, runden die Konstruktion ab.
Genutzt wird die ostdeutsche Bauschubkarre / Tiefmuldenkarre hauptsächlich im privaten Bereich, auch als Gartenschubkarre.
Hinweis: Der Begriff „DDR Schubkarre“ wird hauptsächlich verwendet, wohingegen nach der korrekten Bezeichnung „Winkeleisenschubkarre“ nur sehr selten bei Suchmaschinen gesucht wird.
Warum in der ehemaligen DDR ausschließlich diese Bauform zum Einsatz kam, ist mir leider nicht bekannt und wäre hier für nähere Informationen dankbar. Als Vermutung liegt jedoch nahe, dass diese Bauform schnell und relativ einfach herzustellen war. Das heißt, zur Herstellung braucht man weder Biegemaschinen noch aufwendige Pressen samt Formen. Von Interesse wäre ebenfalls, ob die DDR-Schubkarren von verschiedenen Kleinbetrieben oder einer VEB nach staatlicher Vorgabe gebaut wurden.
Update: Ein Nutzer dieser Website, der als Jugendlicher in einem Herstellerbetrieb das Schulfach PA ( praktische Arbeit ) ehemals UTP ( Unterricht für Technische Produktion ) hatte und dort auch in den Ferien - Ferienarbeit geleistet hat. War so freundlich und hat sich gemeldet. Einen zusammengefassten Auszug seiner E-Mail ist hier zu lesen.
… Sie wurden nach DDR internen Normen ( ähnlich der heutigen DIN ) gebaut, diese nannte sich TGL. Die TGL waren eigentlich in vielen Sachen besser als die DIN, da neben Materialien und Toleranzen auch Materiallisten und zum Teil auch Fertigungsnormen eingeschlossen wurden.Entsprechend dieser Normen wurden mehrere VEB Betriebe mit der Produktion beauftragt, wobei immer darauf geachtet wurde, dass die Schnittstellen immer genormt waren. Soll heißen, dass jede Mulde auf jedes Gestell einer anderen VEB-Produktion passte. Die Einzelteile an sich konnten aber fertigungsbedingt jeweils etwas abweichen, so dass die einzelnen VEB-Produktionsstätten die Einzelteile optimiert auf Materialverschnitt und Maschinenoptionen abgeändert haben.
Diese Bauart der Schubkarre wurde gewählt, da wie erwähnt viele kleine VEB-Betriebe diese gefertigt haben und durch die standardisierten Schnittstellen immer alles zueinander passend gemacht werden konnte, obwohl nicht alle Betriebe über die gleichen Vorraussetzungen verfügten. Darüber hinaus sollten, wie alles praktische in der DDR, diese Schubkarren ewig halten, und mit minimalen Aufwand gepflegt werden können. Reparaturschweißungen konnten auf Grund der Materialdicke in jedem Betrieb mit den vorhandenen Schweißgeräten und Materialien ausgeführt werden. In den Schrott gingen diese Karren meines Wissens nach nie.
Die Herstellung erforderte jedoch sehr wohl Pressen, Stanzen, Tiefziehmaschinen und Kantbänke. Die Schubkarren, die heute noch existieren und scheinbar nur mit Flex und Schweißgerät gefertigt wurden sind Nachbauten, also Eigenbau, welcher zu DDR Zeiten auch weit verbreitet war.
Die Griffe aus Holz wurden nur noch in den 70er Jahren angewendet und sind dann durch 3/4" Rohre getauscht worden, auf die dann eigentlich meist Zitzengummis vom Melkstand aufgezogen wurden. Besserer Halt und keine Splitter…
… Ein Herstellbetrieb war die VEB (K) Ausbau Altentreptow. Hier wurden zwischen 100 und 200 Karren täglich produziert. Dies geschah in einer Fertigungsstraße, die nach der Wende komplett zerschlagen wurde…
Ersatzteile sind für die original Karren schwer zu bekommen und sehr viele suchen lediglich nach einer Ersatzmulde, sowie Griffe und einem passenden Schubkarrenrad.
Neuware: Aktuell bietet lediglich Capito eine fast baugleiche Variante an. Kelberg hat eine Steinsetzerschubkarre im Sortiment. Über weitere Hersteller werden Informationen eingeholt.
Schubkarren aus Ost- und Westdeutschland sind In der Funktion vereint, bei der Konstruktion getrennt.
DDR Schubkarre ( Karikatur )